Neues Stadtforum Dresden punktet mit den Attributen: – sehr modern, einladend, schön gestaltet – und freundliche Atmosphäre
Ein epochaler Bau mit seiner asymmetrischen Gebäudekubatur wird das Stadtbild in Zukunft maßgeblich mitprägen und die Innere Altstadt aufwerten
Von Dr. h.c. Bernhard Heck
Es ist vollbracht: Nach dreijähriger Bauzeit ist das Stadtforum Dresden mit einem Tag der offenen Tür eröffnet worden. Der Andrang der Besucher aus Dresden und Umgebung war ein deutliches Zeichen für die Stadtoberen, welchen Stellenwert das Bauen in Dresden hat! Mit Kunststoffpollern, Sprengstoff-Spürhunden und vielen Einsatzkräften sicherte die Polizei die Eröffnung ab. Bevor das Stadtforum mit dem feierlichen Band-Durchschneide-Zeremonie eröffnet wurde, sprach Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (53, FDP) zu dem Besucherpulk vor dem Eingang. Leider war für die übrigen mehr als tausend wartenden Schaulustigen wegen der schlechten Akustik die Ansprache des OBs schwer zu verstehen. Hilbert sprach von „einer neuen Welt der Arbeit in den Verwaltungen, die ins Stadtforum einziehen werden.“
Insgesamt ziehen sechs Ämter wie das Amt für Stadtgrün, das Umweltamt Straßen- und Tiefbauamt, Amt für Stadtstrategie, Internationales und Bürgerschaft ein – das Bauaufsichtsamt und das Amt für Hochbau sowie die Immobilienverwaltung bleiben von diesem zentralen Platz nur einen Steinwurf entfernt, im Rathaus. Im Stadtforum wird dann nur noch mit elektronischer Akte gearbeitet.“ Weiter führte Hilbert aus: „Dafür muss sich jeder Rathaus-Mitarbeiter im Zeitfenster der Anwesenheit auch seinen Schreibtisch neu buchen. Über Nacht schließt man Akten, die Kaffeetasse oder auch das Familienfoto im nummerierten Schließfach ein. Es gibt keine festen Arbeitsplätze mehr – auch für den OB nicht. Er, so Hilbert, freue sich darauf, jetzt direkt neben seinen Mitarbeitern zu arbeiten. Dadurch wird die Verwaltung schon von der Fläche her effizienter. Und das gemeinsame Arbeiten und die kurzen Wege machen es auch für den Service an der Bürgerschaft effizienter. Wenn etwas neu ist, ist man erst einmal reserviert und ängstlich. „Aber seien Sie neugierig. Wenn Sie sich einmal daran gewöhnt haben, wollen sie es nicht mehr anders“, so Hilbert, der damit die Vorgänge in den Ämtern neu aufstellt und digital ergänzt, und so ein Vorzeige-Projekt für ganz Deutschland präsentiert.

Der Besucherandrang war so groß, dass der Einlass zeitweise gestoppt werden musste und die Warteschlange über den gesamten Vorgangsplatz bis zum Dr. Külz-Ring ging. Geschätzte 30 Minuten Wartezeit mussten Interessierte bewältigen, um überhaupt (auch wegen den Kontrollen am Eingang) den neuen Verwaltungsbau betreten zu können. Gut für die Geschäfte die Wein, Bier und Bratwurst an den Außenständen präsentierten. In der ersten Stunde gab es für alle „Wartenden“ einen Begrüßungssekt und Lukullisches. Die Palucca-Schule tanzte und man hörte klassische Musik, es gab Führungen gegen Eintrag in ein Zeitfenster bei den Stadtvertretern. Nimmt man den Andrang als Maßstab für das Erreichte können die Stadtverantwortlichen stolz auf das Geleistete sein. Das neue Gebäude hat einen charakteristischen, dreischichtigen Fassadenaufbau, der sich in die lokalen architektonischen Werte einfügt und dem Ganzen gleichzeitig einen angenehmen menschlichen Maßstab verleiht mit einem einladenden, allseitigen Charakter sowie drei aus dem Volumen herausgearbeiteten Stadtfenstern. Die Natursteinfassade vermittelt zwischen der Identität des historischen Stadtkerns und den zeitgenössischen Ambitionen der Stadt. Die raumhohen Fenster geben den Blick auf die warmen, hölzernen Innenräume und die großen grünen Wände nach außen frei. Eine dunklere Krone reduziert visuell die Höhe des Volumens. Die Öffnung am Ferdinandplatz stellt einen starken Bezug zum Platz her, während das Fenster an der Nordseite ein einzigartiges Panorama bietet und eine Verbindung zum monumentalen Rathaus auf der Gegenseite herstellt. Ein angehobener grüner Innenhof (das Loch) ist dem Großen Garten zugewandt und spiegelt die grünen Ambitionen der Stadt wider. Das Gesamtergebnis ist eine sorgfältig eingebettete, aber rundum ausdrucksstarke und transparente Umgebung für die Dresdner Bewohner und die Ämter der Stadtverwaltung. Im Herzen von Dresden realisierte ZÜBLIN in einer ARGE mit Dreßler Bau ein architektonisches Highlight, im Auftrag von der KID Kommunale Immobilien Dresden GmbH & Co. KG: Der 33 m hohe Neubau für die Verwaltung der sächsischen Landeshauptstadt wird mit seiner markanten dreigeteilten Fassadengliederung und asymmetrischen Gebäudekubatur das Stadtbild in Zukunft maßgeblich mitprägen. Besonders ins Auge fällt der zentrale Fassadendurchbruch, der wie ein riesiges Fenster zur gegenüberliegenden Grünanlage Bürgerwiese hin öffnet.
In dem neuen Verwaltungszentrum will die Stadt Dresden künftig mehrere derzeit noch im Stadtgebiet verstreute Ämter an einem gut erreichbaren, zentralen Standort bündeln. Auf sieben Geschossen mit einer oberirdischen Nutzfläche von 16.700 m2 entstehen dort für rund 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt insgesamt 1.034 neue Arbeitsplätze. Das großzügig verglaste und hochwertig mit Holz und Naturstein als „Wohnzimmer der Stadt“ konzipierte Foyer verläuft über zwei Ebenen und soll sich künftig als Begegnungsstätte von Bürgerschaft und Verwaltung etablieren. Ein besonderes Highlight ist die Echtpflanzenwand mit den 13 Partnerstädten wie Breslau oder Salzburg die per Leuchtdioden mit einer Lichtwand faszinieren. Die ca. 1000 Pflanzen ein gebettet in die Partnerstädten der Stadt Dresden wurde, erst einen Tag (!) vorher fertiggestellt, hier versorgt eine automatische Bewässerung, einmal pro Woche die Pflanzen mit Dünger und Wasser. Zusätzlich wurden Lichtschienen installiert, die 10 Stunden am Tag den grünen großblättrigen Pflanzen im Haus genügend Licht spenden sollen. Das Stadtforum ist aufgrund seiner Lage und seiner Nutzungskonzeption ein offenes Haus, das ganztägig zugänglich ist. Für die Besucherinnen und Besucher des Hauses steht das Erdgeschoss sowie das 1. Obergeschoss als öffentlicher Ort während der Öffnungszeiten zur Verfügung. Diese beiden Etagen besitzen neben ihrer Erschließungsfunktion wichtige Aufenthaltsqualitäten für den Besucher Zentraler Anlaufpunkt ist der ständig besetzte Informations- und Empfangstresen im Erdgeschoss. Zudem stehen drei digitale Selbstbedienungsterminals zur Orientierung zur Verfügung. Die öffentliche Parkgarage mit Pkw- und Fahrradabstellplätzen sowie Ladestationen soll den Bürgerinnen und Bürgern 24 Stunden täglich zur Verfügung stehen. Die öffentlich zugänglichen Bereiche und die nichtöffentlichen Bereiche der Mieter sind klar voneinander abgegrenzt. Für Mitarbeitende der Landeshauptstadt Dresden mit einem ständigem Arbeitsplatz im Stadtforum sind zum Aufenthalt alle bestimmten Bereiche mit dem Dienstausweis frei zugänglich. Alle Gäste mit Termin in den oberen Etagen zwei bis sechs registrieren sich am Empfangstresen im Erdgeschoss und erhalten mit einer personalisierten Gastkarte Zutritt zum Gebäude. Dirk Peters, Head of Design von BARCODE Architekten Rotterdam: „Mit dem Entwurf den wir zusammen mit Tschopan&Voss vorstellten, haben wir einen Platz geschaffen, der eine neue Blickqualität von der Petersburger Straße zum Dr. Külz-Ring bringt, den Zugang in die Stadt neu offeriert und die Qualität hat, für die Bürger Dresdens lebende Erfahrungen und neue offene öffentliche Räume zu schaffen. Die große Fenster sorgen für ein offenes Gebäude und präsentieren dem Besucher das neue Feature. Ich bin mir sicher sie werden das neue Stadtforum lieben“.
Im Stadtforum wird zunehmend digital gearbeitet. Auf fünf Büroetagen gibt die 1.034 Arbeitsplätze für rund 1.500 Beschäftigte, dazu kommen neue Arbeitsbereiche wie Denkräume und Arbeitsinseln, die es in einer klassischen Zellenbürostruktur nicht geben würde – ein Rahmen für die Stärkung der gemeinsamen ämterübergreifenden Projektarbeit. Durch Flächenüberlagerungen können zudem rund 17 Prozent Bürofläche und damit Energie sowie Kohlendioxid (CO2) eingespart werden, erläuterte der Dresdner Büroleiter Jörg Rudloff von TCHOBAN VOSS Architekten die den 1. Preis des Gestaltungswettbewerbs für den Entwurf: „Geburt des Stadtforums – von der Zeichnung zum Stadtbild prägenden Großbau“, erhielten.
Die Dimensionen der Technischen Ausrüstung und deren Leistungsphasen 4-6 nach Honorarordnung für Architekten und Ingenieur (HOAI), die im Stadtforum zur Anwendung kamen, sprechen für sich: Insgesamt wurden rund 660 Kilometer Kabel – darunter 364 Kilometer Stark-und Schwachstromkabel, 250 Kilometer Datenkabel sowie 50 Kilometer Funktionserhaltungskabel verlegt. Dazu wurden etwa 4.500 Leuchten installiert, die für eine moderne und Energie effiziente Beleuchtung sorgen. Zum Einsatz kamen 1400 runde Büro-Deckenleuchten, 270 Langfeld-Deckenleuchten und 1.000 Schreibtischlampen in den Funktionsbüros. 300 Leuchten in der Tiefgarage und 230 Leuchten in den Treppenhäusern schlossen das Lichtkonzept ab. Darüber hinaus wurden ca. 890 elektrische Bodenkasten (im Boden befindliche Strom- und Datenanschlüsse) verbaut. Ergänzt durch 1.200 Steckdosen in den Wänden und 600 Schalter sowie Taster, sorgen für eine durchdachte und komfortable Versorgung aller Arbeitsplätze. Auch das Sicherheitskonzept wurde umfassend beachtet: Die Sicherheitsbeleuchtung umfasst über 1.000 Leuchten und Piktogramme, die Brandmeldeanlage mit 24 Rauchansaugsystemen garantiert den Mitarbeitern und Besucher ein Optimum an Sicherheit rund um die Uhr.
Zieht man ein Fazit, so ist es den Verantwortlichen des Baukonsortium und den Stadtoberen Dresdens mit dem Bau des Stadtforum gelungen beispielhafte Projekte und Planungsprozesse mit einen reichen Fundus an Ideen und Mut zu neuen Herangehensweisen umzusetzen. Sie umfasst ein breites Spektrum guter praxisnaher und innovativer Lösungen zu strategischen Konzepten, Bürgerbeteiligung, Wohnungsbau, Stadtgestaltung, Stadterneuerung, Quartiersmanagement, oder Mobilität und die Nähe zum Bürger. Es wäre schön, wenn es Anregungen geben kann, auch weiterhin produktive Prozesse zur stadtgesellschaftlichen Meinungsbildung anzustoßen und die Umsetzung demokratisch auszuführen, denn das „Wohl“ der Bürger Dresdens sollte bei allen Interessen, für alle Verantwortlichen in den Stadtämtern an oberster Stelle stehen.
© Titelfoto: www.dresden.de, Presse Hamburg/Dresden Heck (6)
Stimmen angefragt:
Regina Kraushaar, Land Sachsen Infrastrukturministerium
Christine Spielvogel, Stabsstelle Stadtforum Leiterin
Axel Walther, Kommunale Immobilien Dresden Geschäftsführer
Dirk Peters, Barcode Architekten, Rotterdam:
Jörg Rudloff, Tchoban Voss Architekten Büro Dresden :
Rainer Schmidt, kfm. Bereichsleiter ZÜBLIN-Bereich Sachsen:
Jörg Muschiol, Niederlassungsleiter Dreßler Bau Dresden:
Ralf Kiwitt, Werner Genest und Partner Ingenieurgesellschaft mbH, Dresden Leitung
Carsten Klemm, E.INFRA GmbH, Dresden Geschäftsführer
Stefan Jentzsch, Prof. Rühle, Jentzsch und Partner GmbH, Dresden
Michaela Noack, Noack Landschaftsarchitekten, Dresden
Tino Zimmermann, Huennebeck Gerüste, Schalung, Nossen Leitung
Bernd Hermann, IGBFB – Ingenieurgesellschaft Beton-Fertigteil-Bau mbH
